Zusammen wächst alles besser: Gartenarbeit als Integrationsprojekt
Ein Gastbeitrag von Was Tun!Urban Gardening mit Geflüchteten
Die Idee zu einem Urban-Gardening-Projekt hat unser erster Projektleiter Oscar aus Schweden mitgebracht. Inspiriert von einem regenerativen Lebensmittelsystem sollte auch mitten im Hamburg gegärtnert werden. Entstanden ist das Projekt STADTGEMÜSE in der HafenCity unter dem Dach der Stiftung WAS TUN!.
Hier geht es jedoch um mehr als um das Ernten von frischem Gemüse, hier geht es vor allem um Integration. Die Hochbeete, an denen wir Gärtnern, sind lediglich das Bindeglied zwischen allen Beteiligten aus verschiedenen Kulturen.
Q & A
Durch einen offenen und integrativen Ansatz versuchen wir bei Stadtgemüse eine interkulturelle Gemeinschaft aufzubauen, die sich im Rahmen des Projektes in den Bereichen Gärtnern und sozialer Integration gegenseitig unterstützt und fortbildet. Regelmäßige Events wie z.B. Grillfeste erreichen neben der Kerngruppe von ca. 20 Personen viele Bewohner des Flüchtlingsheimes und Interessierte aus Hamburg und Umgebung.
Die ökonomische Ebene ist sicherlich am wenigsten Adressiert, jedoch können wir vor allem in den Sommermonaten unser eigenes Gemüse verarbeiten und haben dadurch geringere Kosten.[/dica_divi_carouselitem][dica_divi_carouselitem title=“Inwiefern hilft Stadtgemüse bei der Integration der Geflüchteten?“ button_url_new_window=“1″ custom_padding=“10px|10vw|10px|10vw|false|false“ custom_padding_tablet=“|10vw||10vw|false|false“ custom_padding_last_edited=“off|desktop“ _builder_version=“4.0.4″ header_font=“Oswald||||||||“ header_text_align=“center“ header_text_color=“#ffffff“ header_font_size=“32px“ header_line_height=“1.2em“ body_text_align=“center“ body_text_color=“#ffffff“ body_font_size=“16px“ background_color=“#008800″ background_enable_color=“on“]Durch die regelmäßigen, wöchentlichen Treffen bietet Stadtgemüse Geflüchteten eine Art Hobby und gleichzeitig eine Möglichkeit mit Hamburger Locals in Verbindung zu kommen. Häufige Fragen zu Behördengängen, Karrierewegen und sonstigen vermeintlich schwierigen und dann einfach zu lösenden Problemen kann so begegnet werden. Durch das Kochen und Gärtnern findet ein kultureller Austausch statt und Konversationen auf Deutsch helfen natürlich auch beim Lernen der Sprache. [/dica_divi_carouselitem][dica_divi_carouselitem title=“Was sagt ihr zur Kritik von Urban Gardening?“ button_url_new_window=“1″ custom_padding=“10px|10vw|10px|10vw|false|false“ _builder_version=“4.0.4″ header_font=“Oswald||||||||“ header_text_align=“center“ header_text_color=“#ffffff“ header_font_size=“32px“ header_line_height=“1.2em“ body_text_align=“center“ body_text_color=“#ffffff“ body_font_size=“16px“ background_color=“#008800″ background_enable_color=“on“]Uns ist bewusst, das vor allem Hamburg unter hoher Schadstoffbelastung durch den Hafen leidet. Natürlich kann man die Umgebungsluft nicht großartig beeinflussen, wir haben dennoch unseren Windschutz mit einer Blumensaatmischung und Sonnenblumen bepflanzt, die dabei helfen die Luft zu reinigen und auch die Biodiversität zu erhöhen.
Es wird darüber hinaus an anderen Stellschrauben gedreht. Wir sorgen für qualitativ hochwerte Erde ohne vorherige Schadstoffbelastungen, verwenden keine Pestizide und künstliche Dünger und haben keine Transportwege, sodass alle Nährstoffe insbesondere Vitamine direkt auf dem Teller landen. Da das geerntete Gemüse immer nur einen Teil der Zutaten für unsere Kochaktionen ausmacht, sehen wir den Einfluss der Luftschadstoffe im Essen als tolerierbar an.[/dica_divi_carouselitem][/dica_divi_carousel]
Urban Gardening zwischen Wohncontainern
Urbaner Gartenbau, auch Urban Gardening, ist die meist kleinräumige, gärtnerische Nutzung städtischer Flächen innerhalb von Siedlungsgebieten oder in deren direktem Umfeld – so jedenfalls steht es bei Wikipedia. Bei uns ist es anders.
Angefangen hat unser Urban-Gardening-Projekt im Baakenhafen in der HafenCity auf einer Brachfläche. Hier gab es nichts außer die Wohncontainer der Geflüchteten auf der anderen Straßenseite. Diese Flüchtlingsunterkunft gehört zu den größten in Hamburg. Ausgelegt ist sie mit 120 Wohneinheiten für 720 Menschen. Mit der Auswahl dieses Standorts war sofort klar, dass der Fokus unseres Projekts nicht auf dem Output-orientierten Gärtnern liegt, sondern darauf, die Menschen, die hier leben einzubeziehen und die nachbarschaftliche Gemeinschaft zu fördern.
Vor der ersten Aussaat war daher einiges zu tun: Durch einen Info-Abend sowie mit Plakaten und Flyern auf verschiedenen Sprachen haben wir die Anwohner zum Mitmachen in unseren offenen Garten eingeladen – der erst noch entstehen musste. Wir mussten uns genau überlegen, wie wir im Nichts Beete mit fruchtbarer Erde erstellen und wie wir das Problem mit den nicht vorhandenen Bienen lösen.
DIY Hochbeet
Im März 2018 haben wir angefangen aus Europaletten Hochbeete zu zimmern und diese nach einem bestimmten System Schicht um Schicht zu füllen. Unser Hämmern und Schrauben machte neugierig und schnell kamen die ersten Kinder, um zu helfen. Bald folgten die Väter, die ebenfalls Spaß beim Handwerkern hatten. Sie blieben als die Handwerksarbeiten getan war und es ans Aussäen, Bewirtschaften der Beete und Ernten ging. Es hat etwas gedauert, aber schließlich kamen auch Frauen dazu. Mittlerweile ernten wir im Sommer und Herbst fleißig, verteilen die Ernte unter allen Beteiligten oder bereiten das selbst gezogene Gemüse gemeinsam zu.
Gartenarbeit macht glücklich…
Für Geflüchtete waren die Hochbeete ein Grund aus ihren Containern zu kommen. Einige haben hier nach längerer Zeit mal wieder eine Aufgabe gefunden, der sie nachgehen können. So wissen wir, dass ein älterer Mann, der seine Heimat Eritrea verlassen musste, sehr unglücklich war und seinen Wohncontainer kaum noch verlies. Zu Hause hatte er in der Landwirtschaft gearbeitet und er weiß viel über Pflanzen und deren Wachstum. An unseren Hochbeeten war sein Wissen gefragt und das Arbeiten an den Hochbeeten hat ihn wieder glücklich gemacht. Das Gärtnern ist zudem ein gemeinsames Projekt, bei dem zusammen Zeit verbracht wird und das die Menschen als Gruppe zusammenschweißt. Es hat sich durch unser WAS TUN!-Projekt STADTGEMÜSE eine Gruppe an Leuten gebildet, die auch abseits des Projekts gemeinsam Zeit verbringt.
…und fördert die Integration
Zunächst haben wir 12 Hochbeete zusammengebaut, mittlerweile ernten wir aus 23 Beeten frisches Gemüse, Erdbeeren, verschiedene Salate und Kräuter. Gegärtnert wird vom Anfang des Frühjahrs bis in den Herbst hinein. Einmal die Woche, dienstags von 16:30 bis 19 Uhr, gibt es ein offizielles Treffen, das seit September dieses Jahres unsere neue Projektleiterin Kerstin leitet. Neben der Arbeit an den Beeten ist Zeit, um gemeinsam Tee zu trinken und zu reden. Alltagsfragen können besprochen und Verständnisfragen geklärt werden. Außerdem grillt die Gruppe regelmäßig im Sommer und feiert Feste mit Gästen. Diese Gemeinschaft bereichert alle Beteiligten und fördert das Verständnis für die unterschiedlichen Kulturen. Das Zusammentreffen mit Deutschen hilft den Geflüchteten zudem beim Erlernen der deutschen Sprache.
Die Winterzeit überbrücken
In den kälteren Monaten, wenn die Hochbeete brach liegen, dürfen wir mit der gesamten Gruppe das benachbarte HexHouse nutzen. Das sechseckige Holzhaus wurde von der Non-Profit-Organisation „Architects For Society“ entworfen und der Flüchtlingshilfe HafenCity e.V. als Begegnungsstätte zur Verfügung gestellt. Wir kochen dort dienstags abwechselnd typisch deutsche oder internationale Gerichte aus den Heimatländern unserer Freunde aus der Flüchtlingsunterkunft.
Wachsen, wachsen, wachsen
Unser Tun ist auf vielfache Resonanz gestoßen, was uns sehr freut und auch stolz macht. Zeitschriften haben über unsere Stiftung WAS TUN! und unser Projekt STADTGEMÜSE berichtet ebenso der NDR, HH1 und das ZDF. Auch der bekannte Schauspieler Jan Josef Liefers hat unsere Hochbeete besucht und auch Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan. „Das Urban-Garding-Projekt Stadtgemüse ist ein schönes Beispiel dafür, wie jeder einen Beitrag leisten kann zu einer nachhaltigen Lebensweise und zu erfolgreicher Integration!“, sagte der Hamburger Senator für Umwelt und Energie anlässlich seines Besuchs.
Der Standort in der HafenCity ist für unser WAS TUN!-Projekt STADTGEMÜSE zeitlich begrenzt. Die Bauarbeiten im Baakenhafen schreiten voran, Ende 2020 schließt die Flüchtlingsunterkunft voraussichtlich ihre Türen und auch unsere Beeten weichen. Doch überzeugt von dem Projekt, tragen wir von der Stiftung WAS TUN! die Idee weiter an andere Standorte. 2020 planen wir in Volksdorf ein Projekt STADTGEMÜSE zu eröffnen, ein weiterer Standort ist im Gespräch.
Wie du dich einbringen kannst
Finanziert wird alles durch Spenden an die Stiftung WAS TUN! Wir freuen uns über jede Spende, die ganz einfach hier getätigt werden kann. Oder Ihr werdet Beetpaten. Eine Patenschaft ermöglicht Bewohnern aus der Flüchtlingsunterkunft, ein Hochbeet bei STADTGEMÜSE zu bewirtschaften. Die Patenschaft gilt für eine Saison und kostet 150€. Damit sind die Materialkosten für ein Hochbeet abgedeckt sowie die Instandhaltung und Bewirtschaftung eines Beetes für eine Saison. Natürlich könnt ihr auch einfach vorbeikommen und euch selbst ein Bild von unserem WAS TUN!-Projekt STADTGEMÜSE machen und auch selber mit gärtnern und kochen. Jeden Dienstag von 16:30 bis 19 Uhr sind wir vor Ort im Baakenhafen am Gretchen-Wohlwill-Platz und freuen uns auf Euch!
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