Uniquely Unifying: Wie Basketball Menschen zusammenbringt
Ein Gastbeitrag von den HH TowersDer FC Barcelona, Weltmarke, gegründet 1899, ist „més que un club“ („Mehr als ein Verein“). Die Hamburg Towers sind „More Than Basketball“ („Mehr als Basketball“ – Okay, müssen wir Englisch wirklich übersetzen?). Anmaßend? Nope. Denn die Hamburg Towers sind genau genommen nur die Spitze des Eisbergs, auf dem ein großangelegtes Jugend- und Sozialprogramm steht.
Very long story very short: Ursprünglich gab es nämlich nur den Verein Sport ohne Grenzen, der Wilhelmsburger Kindern und Jugendlichen seit 2006 Sportangebote in der Freizeit macht, ihnen Perspektiven bietet und Werte wie Respekt, Toleranz sowie Fairness vermittelt. Basketball ist eine der Sportarten. Was mit denjenigen anstellen, die es intensiver verfolgen wollen? Ganz einfach: Sie zu den Piraten Hamburg stecken, die 2009 gegründet worden sind. Leistungssport in der U16- und U19-Bundesliga.
Wer dieses Programm durchläuft hat ein definiertes Ziel: Profisportler werden. Jedes Talent braucht Vorbilder. Leuchttürme. Towers. Und so entstanden 2013 die Hamburg Towers, die seit 2014 im Spielbetrieb aktiv sind. Fünf Saisons in der 2. Bundesliga, seit Sommer 2019 erstklassig. Und immer noch, nein, jetzt besonders sozial engagiert. Über die Elbinsel hinaus in die ganze Stadt.
Sport als Schlüssel zur Integration?
Dieses Mal wäre es wirklich vermessen zu behaupten, Sport sei DER Schlüssel. Freundschaft, Familie, Kunst, Musik,… Es gibt viele Schlüssel, Sport ist einer davon, jedoch einer, der zu vielen Schlössern passt. Und das Beste: einer, für dessen Anfertigung keine 800 Euro beim Schlüsseldienst fällig sind (aus den Leiden eines Von-Zuhause-Ausgesperrtem). Das Equipment ist häufig nicht übermäßig teuer, mitunter nicht nötig, oder wird vom Verein gestellt. Primärer Vorteil sind die fairen Voraussetzungen beim Sport. Gleiche Regeln für alle. Kultureller und sozialer Hintergrund sind ebenso unbedeutend wie Frisur, sexuelle Orientierung, Kleidung oder ob der Sportler schwarz, weiß, grün oder blau-gelb kariert ist.
Besonders im Team verbessert er, und das dürfte jedem von uns bekannt sein, das Gemeinschaftsgefühl. Stetige Fortschritte, erfolgreiche Resultate und Stressabbau stärken das Selbstvertrauen, weswegen auch Einzelsportarten keineswegs ungeeignet sind. Sport ist ein Katalysator der Integration, damit sich Menschen wirklich zu Hause fühlen.
Wie Basketball bei der Integration beitragen kann
Basketball ist ein Mannschaftssport. Über den verstärkten Zusammenhalt haben wir bereits gesprochen. Es ist aber sicher förderlich, dass lediglich fünf Spieler eines Teams gleichzeitig auf dem Court stehen. Dadurch gewinnt die Rolle eines einzelnen Akteurs an Bedeutung, er bekommt den Ball viel häufiger als beispielsweise beim Fußball, wo zehn weitere Mitspieler darum konkurrieren.
Noch deutlicher wird dieser Effekt bei Streetball-Varianten, wenn nur Zwei-gegen-Zwei und Drei-gegen-Drei gespielt wird. Was die Integration ausländischer Mitbürger und Geflüchteter betrifft, hat Basketball zudem den entscheidenden Vorteil, ein weltweit betriebener Sport zu sein, der durch die Bekanntheit und berühmte Vorbilder Anziehungskraft besitzt. Allein historisch gesehen, steht Basketball für Integration. Durch popkulturelle Aspekte ist es hip (Ist das Wort hip noch hip?), sich als Baller zu outen, was die Anerkennung in den Peers steigen lässt. Finanzielle Hürden sind relativ gering: Körbe sind vorhanden, spezielle Schuhe erst ab einem gewissen Level nötig. Fehlt nur ein Ball. Dennoch würde ich nicht behaupten, Basketball sei bei der Integration um ein Vielfaches geeigneter als andere Sportarten.
Wie schaffen die Hamburg Towers es, Menschen aller Kulturen zu vereinen?
Indem wir in Wilhelmsburg ansässig sind. Nahezu 80 Prozent der Jugendlichen auf der Elbinsel haben einen Migrationshintergrund. Wenn wir Basketball in Schulen und bei uns im Verein anbieten, haben wir von Beginn an, Sportler unterschiedlicher Kulturen dabei. Das beginnt wirklich schon in Grundschulen, in denen wir AGs anbieten. Mittlerweile weit mehr als 50 pro Schuljahr, Tendenz deutlich steigend.
Frühkindliche motorische Schulung, Ballsportangebote, später etwas spezielleres Basketballtraining – die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos. Dabei achten wir stets auf die Einhaltung unserer Werte. Vielfältigkeit ist in unserer DNA verankert. Hierbei spielen die anfangs erwähnten Profis als Leuchttürme eine gewichtige Rolle. Die Kinder und Jugendlichen schauen zu ihnen auf und können sehen, wie im Bundesliga-Team der Hamburg Towers Athleten aus unterschiedlichen Ländern mit verschiedenen Hautfarben und Körpergrößen, Tattoos und bunten Schuhen gemeinsam an einem Strang ziehen und damit erfolgreich sind. Für unsere Spieler ist es Teil ihres Jobs, regelmäßig Schulklassen zu besuchen, Übungen anzuleiten und von ihrem Leben zu erzählen.
Könnten die Hamburg Towers auch Wilhelmsburg bei der Integration helfen und das Ansehen verbessern?
Könnten? Wir machen es längst. Marvin Willoughby als Mitbegründer und Geschäftsführer von Sport ohne Grenzen und den Hamburg Towers steht wie kein Zweiter dafür. Aufgewachsen in Wilhelmsburg, hat der frühere Bundesliga- und Nationalspieler selbst erlebt, wie gebrandmarkt Wilhelmsburger früher waren. „Du kommst daher? Oh Gott.“ Inzwischen hat sich der Stadtteil enorm gewandelt. Es gibt den extrem schicken Inselpark. Futuristische Architektur. Das belebte und gastronomisch interessante Reiherstiegviertel. Sehr gute Anbindung ans Verkehrsnetz. Sicher, auch die Hochhaussiedlungen stehen immer noch. Das ist aber keineswegs etwas Negatives, sondern trägt zusätzlich zur Vielfalt bei. Die Towers helfen seit mehr als zehn Jahren durch die grundlegende Sozial- und Jugendarbeit bei der Integration der Menschen, aber auch der von Wilhelmsburg in der Stadt. Zuschauer, das zeigt eine Studie, die wir in Auftrag gegeben haben, kommen aus ganz Hamburg sowie dem Umland. Sie kommen nach „Willy“, sehen, wie schnell der Sprung südlich über die Elbe ist, dass er sich lohnt.
Die Towers stehen für Wilhelmsburg. Der Aufstieg und sportliche Erfolge werden überall gesehen und gewürdigt. Das Stigma, das Wilhelmsburg früher angehaftet hat, verschwindet langsam. Gedankenspiel: Was ist euer erster Gedanke, wenn ihr an diesen Stadtteil denkt? Klar, ich habe die rosarote Brille auf, aber meiner ist: Towers. Und so geht es zumindest einigen Hamburgern, die mittlerweile sagen: „Du kommst daher? Geil, Towers.“
Was sollte sich in Zukunft ändern?
#füreinebessereZukunft
Ich könnte mich jetzt zu weiteren Sozialprojekten oder umweltbezogenen Themen wie der Verbannung von Plastik aus unserer edel-optics.de Arena äußern, fokussiere mich aber auf das Vereinssportzentrum, das wir als angehender Quartierssportverein bauen. Inmitten des neuen Rathausviertels wird ein großer Sportkomplex entstehen. Mehrfeldhalle, Gesundheitsangebote, Fitnessstudio – der Komplex, dessen Bau Fördergelder von Bund und Stadt erhalten hat, soll zur Anlaufstelle für alle Menschen aus Wilhelmsburg werden. Ein Ort, an dem gemeinsam Sport getrieben wird, die Gemeinschaft zusammenwächst. Dort sollen externe Faktoren keine Rolle spielen. Basketball wird dort auch angeboten. Zentrales Motto ist aber: More Than Basketball.
Dieser Blogbeitrag wurde von Rupert Fabig, dem Pressesprecher der Hamburg Towers, verfasst.
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